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Kompetenzzentrum Vielfalt
Gute Beispiele

Die Integrationslotsinnen in der Familienstadt Kelsterbach

Das WIR-Lotsenprojekt in Kelsterbach ist Anfang 2019 an den Start gegangen. Von den 13 aktiven Integrationslotsinnen sind 5 Lotsinnen, die bereits seit 2012 als Elternlotsinnen in einem ähnlich gelagerten Aufgabenfeld tätig waren und somit bereits beste Kontakte in der Bevölkerung haben. Franz Neufing ist zuständig für die Koordinierungsstelle „Kelsterbach Familienstadt“ und damit auch für die örtlichen Integrationslotsinnen.

„Es hat sich einfach so ergeben, dass wir im Lotsenteam ausschließlich Frauen haben und alle mit einem sogenannten Migrationshintergrund“, erläutert Franz Neufing. In der Stadt habe man großes Interesse daran, die ausländische Bevölkerung mit in das Stadtleben einzubeziehen. Nezihe Ntente ist überzeugt, dass sich Frauen stärker engagieren und sich auch mehr Zeit dafür nehmen. „Gleichzeitig stelle ich fest, dass die Ratsuchenden auch meistens Frauen sind.“

In den vergangenen Jahren ist Kelsterbach stark gewachsen, von 13.000 auf 18.000 Einwohner. Der Anteil ausländischer Mitbürger beträgt 36 Prozent, der mit Migrationshintergrund 57 Prozent. Unter der Bevölkerung wie auch unter den Lotsinnen ist ein recht großer Anteil von türkischsprechenden Menschen aus Westtrakien, einer Region im Osten Griechenlands. Daher sprechen viele der Lotsinnen neben Türkisch auch Griechisch und Bulgarisch.

Bei Franz Neufing laufen die Anfragen von Kitas und Schulen zusammen, die um Begleitung bei Elterngesprächen bitten. Die Lotsinnen sind in Kelsterbach so gut vernetzt, dass sie aber auch direkt von Hilfesuchenden angesprochen werden. „Wenn sich ein Fall über einen längeren Zeitraum erstreckt, stimmen sich die Lotsinnen mit mir ab, ansonsten agieren die Damen weitestgehend selbstständig.“ Neben der umfangreichen Grundqualifizierung im Herbst 2018, die Voraussetzung für den Einsatz als Integrationslotsin war, ist für 2020 eine weitere Qualifizierung geplant, sowie die Einrichtung von festen Sprechstunden im Bürgertreff Rüsselsheimer Straße. Dort soll dann jeweils dienstags Vormittag ein Team aus drei Lotsinnen informierend und vermittelnd tätig sein und dies in wechselnder Zusammensetzung.

Ein wichtiger Termin im Jahr ist auch immer der gemeinsame Elternabend von städtischen Kitas und Grundschulen für die zukünftigen Grundschuleltern. „Wir stehen dann als mehrsprachiges Lotsenteam helfend zur Seite, um die Eltern über die Einschulung und das deutsche Bildungssystem zu informieren“, erläutert Sevgi Yurdakul, die als Erzieherin arbeitet und bei einem Sportverein Kurse leitet. Fatme Fourne erinnert sich gerne daran, wie sie als Elternlotsin den Elternkurs „Starke Eltern – starke Kinder“ des Kinderschutzbundes unterstützt hatte, indem sie und ihre Kolleginnen für die Betreuung der Kinder zuständig war. „Daraus sind für die ehrenamtliche Arbeit schöne Kontakte zu den Kindern und den Eltern entstanden.“

Nezihe Ntente ist Soziologiestudentin und erst seit kurzem Integrationslotsin. Sie bezeichnet die Basisqualifizierung als sehr hilfreich für die Arbeit als Lotsin. „Ich kenne Kelsterbach, bin hier aufgewachsen und zur Schule gegangen. Aber durch die Qualifizierung habe ich einen guten Überblick über die Aufgaben und Möglichkeiten als Integrationslotsin bekommen, das war sehr hilfreich.“ Für die weitere Fortbildung arbeitet das Projekt mit dem Frauenzentrum Rüsselsheim zusammen. Das ist auch für Qualifizierung des Rüsselsheimer Projekts verantwortlich.